
Alfried Ländle
Zur existentiellen Bedeutung von Faulheit, Verweigerung und Aufschieben
Der Mensch ist vielleicht doch weiser, als er weiß? Aber er ist zumeist auch fordernder, als er sein sollte. Das charakterisiert sein Dasein, das zwischen Potential und Einengung oszilliert. – Wie kann er lernen, zwischen diesen Möglichkeiten sich selbst zu leben?
Nun, Anleitungen dazu hätte er, könnte er sie nur verstehen. Die Faulheit z.B. – sie lässt ihn rasten. Wer faul ist, hat einen Grund – aber darf dieser bestehen?
Die Verweigerung verschafft ihm einen guten Schutz. Sie ist Ausdruck von Suche. Und Aufschieben kann als Kleinformat von beiden gelten: man bleibt im Wort, man macht es eh, nur halt nicht gleich. Der Preis dieser Halbherzigkeit: es entsteht mehr Druck.
Ohne Zweifel handelt es sich bei allen dreien um Aktivitäten, also um Handlungen, und nicht um Nichts-Tun. Sie sind Formen des Lassens, Formen des Abgrenzens. Sind Antworten auf das Leben. Zeitgemäße Antworten, denn sie sind individuell, liberal, auf die Situationen zugeschnitten. Sie passieren nicht wie früher in Gruppen als Demo, Kundgebung oder Sit-In.
Im Vortrag wird anthropologischer Hintergrund eingeblendet. Fallbeispiele sollen das existenzanalytische Verständnis verdeutlichen. Grundzüge der Behandlung werden bedacht. Die Phänomenologie ist bei alledem Grundlage. Ein liebevolles Verständnis für den Menschen und ein Respekt vor der Tiefe seiner Seele sind Tenor des Vortrags.