Wie können wir helfen?
Eine Rezension zum Buch von Markus Hüfner. Er ist selbst Betroffener und hat zwei Jahre in zwei Facebook-Gruppen zum Thema Psychopharmaka absetzen moderiert und beraten.
Endlich ein Handbuch, das zeigt, wie man Psychopharmaka möglichst sanft reduziert und absetzt.
Peter Ansari ist Gründer des Infoportals »depression-heute.de«, eine unverzichtbare Quelle für neue wissenschaftliche Erkenntnisse und Entwicklungen in der Psychiatrie, Psychologie und Neurologie, die relevant sein können für einen erfolgreichen Entzug.
Was Betroffene im deutschsprachigen Raum bisher mühsam aus Foren wie dem Psyab.net oder Facebookabsetzgruppen zusammen suchen mussten wurde nun in ein Buch aufgenommen.
Es ist für mich DAS Handbuch für Betroffene und Fachkräfte mit konkreten, leicht zu verstehenden Anweisungen und daher besonders gut geeignet für Menschen mit Depressionen, deren Konzentration und Aufmerksamkeit krankheitsbedingt mehr oder weniger stark beeinträchtigt sind.
Es zeigt, das die offizielle Absetzmethode viel zu schnell ist und das schlimme Konsequenzen für Betroffene haben kann. Das Wissen und die Erfahrungen von Betroffenen sind in dieses Buch eingeflossen und machen es somit für Alle, die Psychopharmaka reduzieren und absetzen wollen zu einem besonders wertvollen Leitfaden. Nur die Betroffenen können wissen wie sich so ein Entzug anfühlt. Es ist oft mühsam und langwierig! Je länger man ein Psychopharmaka einnimmt umso schwerer der Entzug.
Leider gibt es keine Garantie, das so ein Entzug gelingt, selbst wenn man sich an die Anweisungen dieses Buches hält. Die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen reduzieren und absetzen des Medikamente erhöht sich aber um ein Vielfaches.
Jeder Psychopharmakaentzug ist einzigartig, keiner gleicht einem anderen, da unsere Gehirne ebenfalls einzigartig sind und keines einem anderen gleicht.
Es tut sich endlich was, auch dank des unermüdlichen Engagements von »depression-heute.de«. Leider hinken wir den USA noch weit hinterher.
Was mich neben dem Inhalt des Buches besonders beeindruckt ist, daß man sich als Betroffener wertgeschätzt und verstanden gefühlt, das zeigen u.a.die liebevollen Zeichnungen.
Einziger Wermutstropfen: Ich hätte mir gewünscht, das die neueren Verhaltenstherapien wie die Akzeptanz- und Commitment-Therapie vorgestellt werden, deren Konzept auf Liebevolles Annehmen durch achtsames Selbstmitgefühl ausgerichtet ist, denn oft kann man wenig gegen die Entzugssymptome tun. Dann ist ein Wechsel der Perspektive das einzige, was einem bleibt.
Und bitte mache Dir keine Vorwürfe, das Du in diese Situation geraten bist.
Der Psychiater und Betroffener Dr. Mark Horowitz sagte in einem Interview mit der Organisation „Mad in America“ ,das Antidepressivaentzugssymptome und körperliche Abhängigkeit von antidepressiva weder im Medizinstudium noch in der Ausbildung zum Psychiater thematisiert werden, dort sind sie harmlose u gut wirksame Medikamente. Das erklärt, warum kaum ein Psychiater weiß, wie man Psychopharmaka richtig reduziert und absetzt, es sei denn er hätte sich dieses Wissen selbst angeeignet.
Weitere Informationen:
Titel: Genug geschluckt!: Psychopharmaka erfolgreich und dauerhaft absetzen
Autoren: Peter und Mahinda Ansari
Verlag: Knaur MensSana HC (1. April 2022)
ISBN 10: 3426658992
ISBN 13: 978-342665899