Pressemitteilung
Neuss, den 11. Juli 2022
Bundesverband Burnout und Depression begrüßt Kodierungsziffer für Burnout-Syndrom
Am 16. März 2022 hat das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte die vorläufige Übersetzung des neuen Kodierungssystems ICD-11 veröffentlicht. Die Internationale Klassifikation von Gesundheitsstörungen dient auch in Deutschland als Grundlage für Diagnostik von Krankheiten, zu Abrechnungszwecken zwischen Krankenkassen und Ärzt:innen und als Basis für die Anerkennung von psychischen, körperlichen und geistigen Leiden. Sie wird die bisherige Leitlinie ICD-10 in den kommenden Jahren ablösen und vermutlich 2025 verbindlich werden. Doch schon jetzt gibt es aus Sicht des Bundesverbands Burnout und Depression e.V. Grund zur Aufmerksamkeit für die neue Verschlüsselung: Erstmals wird in der ICD-11 das Burnout-Syndrom mit einer eigenständigen Ziffer erwähnt und gilt damit künftig als ein anerkanntes Krankheitsbild.
Bislang wurde das „Ausgebrannt Sein“ lediglich als ein Zustand am Ende der Kodierungen geführt, welcher die Inanspruchnahme des Gesundheitswesens bedingen kann. „Mit der Heraufstufung des Burnout-Syndroms zu einem beschriebenen Problembild wird den vielen Betroffenen mit ihrem massiven Leidensdruck und den erheblichen Einschränkungen für ihre seelische und körperliche Belastung Rechnung getragen“, sagt Thomas Grünschläger, erster Vorsitzender des BBuD. Fortan wird Burnout unter der Kennung „QD85“ geführt und findet damit ausdrückliche Erwähnung als eine Erschöpfung, die wesentlich in Zusammenhang mit der Berufstätigkeit steht und hieraus resultierend zu multifaktoriellen Beschwerden führt. „Gerade für Arbeitnehmer, die aufgrund ihres Jobs an einem Burnout-Syndrom erkranken, ist dessen ordentliche Qualifizierung von großer Bedeutung“, erklärt Dennis Riehle, Sozialberater beim BBuD. „Es ist zweifellos erleichternd zu wissen, dass man an einer konkreten, benennbaren und gegenüber Versicherungen und Behörden durchsetzbaren Krankheit leidet, die bisweilen als Modeerscheinung unter Managern verspottet wurde“, so Riehle.
Der BBuD rechnet damit, dass durch die revidierte Version der Internationalen Klassifikation auch eine Besserstellung der Betroffenen bei sozialrechtlichen Ansprüchen erreicht werden kann und ermutigt Menschen mit dem Krankheitsbild, sich im Zweifel selbstbewusst für ihre Rechte einzusetzen. Daneben verweist der Verband auf seine niederschwelligen Unterstützungsangebote wie das „Lachtelefon“, das „Andere Burnout-Café“ oder die Psychosoziale Mailberatung. Nähere Informationen finden sich auf www.bvbud.de.
Hintergrund: In Deutschland haben bereits drei Prozent der Bevölkerung zumindest einmal im Leben die Diagnose eines sogenannten „Burnouts“ erhalten. Dieses Syndrom bezeichnet einen Erschöpfungszustand, welcher sich in verschiedenen Phasen von der Überlastung und Überforderung bis zum mentalen Zusammenbruch äußern kann, vor allem Berufsleben und soziale Kontakte betrifft und insbesondere psychosomatische Beschwerden auslöst. Hingegen erlitten mindestens fünf Millionen Deutsche bereits eine ernstzunehmende depressive Episode, die als schwere psychiatrische Erkrankung anzusehen ist und sich in Perspektivlosigkeit, Freudlosigkeit, Traurigkeit über beträchtliche Körpererscheinungen und einen massiven Rückzug aus dem persönlichen Umfeld ausdrückt. Beide Krankheitsbilder sind allerdings der Psychotherapie und medikamentösen Behandlungsansätzen zugänglich. Daneben helfen niederschwellige Maßnahmen wie Entspannungstraining, Lichttherapie, Selbsthilfemaßnahmen, Sozialberatung oder Coaching.
Der Bundesverband Burnout und Depression e.V. ist die bundesweite Selbsthilfeorganisation für Menschen mit stressinduzierten Problembildern wie Burnout oder Depression. Seine Mitglieder sind eigens betroffen und wollen ermutigen, selbst wieder aktiv zu werden und für sich und andere Erkrankte Verantwortung zu übernehmen. Der Verein ist gemeinnützig und arbeitet ehrenamtlich auf nationaler, Landes- und lokaler Ebene. Er unterstützt Selbsthilfegruppen in ganz Deutschland und bietet zudem einen Online-Austausch unter Betroffenen an. Neben der Selbsthilfe fördert er weitere Konzepte wie Prävention in Unternehmen und das Lachtelefon, ergänzend Selbsthilfe-Konzepte wie „ABC – Andere Burnout Cafés“, eine Vermittlung von jeweils zwei Menschen zu einem gemeinsamen Themenaustausch („Guided Mystery Cafés“) sowie eine Mail-Beratung zu psychosozialen Fragen.
Bundesverband Burnout und Depression e. V.
Viktoria Kranz (Pressesprecherin. V.i.S.d.P.) | Kanalstraße 57 | 41460 Neuss | Mail: presse@bbud.info | www.bvbud.de